Prüft alles und behaltet das Gute! 1.Tessalonicher 5,21
Das rät der Apostel Paulus den Christinnen und Christen in Thessaloniki vor knapp 2000 Jahren.
Das finde ich auch für die Gegenwart passend.
Es geht um reflektierte und mündige Glaubens- und Lebenspraxis mit der Jahreslosung 2025.
Paulus hat esdamals sogar noch konkretisiert und das ist nach wie vor aktuell: „lebt in Frieden miteinander“, „ermutigt die Ängstlichen, kümmert euch um die Schwachen“, „habt Geduld mit allen“, „achtet darauf, dass niemand mit Bösem auf Böses reagiert“. Das sind sinnvolle Verhaltensweisen, damit Leben in Gemeinschaft in all ihren Facetten gelingt.
Verwundert reibe ich mir allerdings derzeit die Augen, wie immer tiefere Keile in den Zusammenhalt unserer Gesellschaft getrieben werden. Jedes Verbrechen war und ist eine Tragödie, aber es ist immer die Geschichte eines oder weniger Menschen – nie pauschal die Geschichte einer Bevölkerungsgruppe. Vom Einzelnen auf das Allgemeine zu schließen, wurde schon von der antiken Philosophie in Frage gestellt.
Aufgrund einiger Darstellungen in den Medien wäre allerdings fast anzunehmen, dass unser Land
am Rande des wirtschaftlichen Zusammenbruchs steht und eine überbordender Kriminalität aufweist. Sicherlich, es gibt eine Vielzahl an Versäumnissen und Dingen, die nicht laufen. Schulen sind teils nicht ausgestattet, wie es wünschenswert ist; es gibt teils Probleme mit Migration, Integration und Begleitung von Geflüchteten, so wie auch bürokratische Strukturen zu überdenken sind. Aber bitte: Unser Land ist weder am Rande des Zusammenbruchs noch durch umfangreichste Kriminalität geprägt. Ich fühle mich im Wangerland äußerst sicher.
Prüft alles…
Genau das müssen wir in dieser Zeit tun - wachsam und kritisch. Statistiken helfen da besser als das Gefühl. Ein paar Beispiele: Die Gesamtzahl der Straftaten im Jahr 1993 betrug 6.750.613. Im Jahre 2023 lag sie bei 5.940.667. Die Zahl der polizeilich erfassten Mordopfer lag im Jahr 2000 bei 497 und 2023 bei 299 und die Zahl der Sexualmorde ist von 52 Morden im Jahr 1989 auf 5 im Jahr 2023 gesunken (Quelle: Statistika).
Fazit: Wir müssten uns sicherer fühlen als vor 20, 30, 35 Jahren.
Grundsätzlich ist jede Straftat eine zu viel. Aber heutige Straftaten pauschal mit Migranten in Verbindung zu bringen, führt in die Irre. Die Bevölkerungszahlen sind aufgrund der Zuwanderungen gestiegen, die Anzahl der Straftaten ist dagegen im gleichen Zeitraum sogar gesunken.
Prüft alles…
auch das, was uns Angst macht / Angst machen soll.
Ich fühle mich durch keine Mitmenschen hier vor Ort bedroht oder eingeschränkt. Vielmehr bin ich froh und dankbar, dass auch Menschen ohne deutschen Pass als Ärztinnen und Ärzte, als Pflegende im Gesundheitswesen, als Reinigungskräfte, als Bus- und LKW-Fahrer und andere Berufe und Erfahrungen unsere Gesellschaft stützen und wichtige Dienste übernehmen.
Größte Sorge bereitet mir dagegen, dass die Bemühungen auf dem Weg zur Klimaschutz gemildert werden. Größte Sorge bereitet mir, dass wenige mit militärischer Macht ihre Ziele verfolgen.
…und behaltet das Gute!
Ich finde die Worte des Paulus auch heute noch großartig: „lebt in Frieden miteinander“, „ermutigt die Ängstlichen, kümmert euch um die Schwachen“, „habt Geduld mit allen“, „achtet darauf, dass niemand mit Bösem auf Böses reagiert“. So könnte es doch funktionieren – für jeden persönlich – für uns als Gesellschaft.
Stefan Grünefeld