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Dieter Alexander digitalisiert alte St. Jooster Kirchenbücher

In der Datenbank der Oldenburger Gesellschaft für Familienforschung einsehbar in St. Joost. Dieter Alexander kennt die Geschichte des alten St. Joost wohl wie kein anderer. Fast sechs Jahre lang arbeitete er sich in seiner Freizeit durch die alten Kirchenbücher, um sie zu digitalisieren. Nun sind die Daten für jedermann über die Oldenburgische Gesellschaft für Familienforschung zugänglich (https://ofb.familienkunde-oldenburg.de). Wer die Datenbank als Gast einsehen möchte, zahlt eine Gebühr, für Mitglieder ist die Nutzung frei.

Dabei ist die Familienforschung für den Oldenburger eigentlich nur ein Hobby, das er neben seinem Beruf als Kartograph betreibt, und das schon seit seinem 16. Lebensjahr. „Mit meiner eigenen Familie habe ich damals angefangen“, erinnerte sich der 53-Jährige in einem Gespräch mit der Redaktion dieses Gemeindebriefs. „Ich wollte wissen, woher ich komme“, erklärte er.

Bei seinen Nachforschungen in der eigenen Familie, aber auch der von Bekannten habe er jahrelang von den Datensammlungen anderer profitiert. Dabei sei er dann an einen Punkt gekommen, an dem er sich gesagt habe: „Jetzt muss ich auch mal etwas zurückgeben“. Aus der Gesellschaft für Familienforschung kam der Tipp, sich mit den Kirchenbüchern der kleinen Alt-Kirchengemeinde St. Joost zu befassen. Der Bereich sei überschaubar und deshalb für ein erstes Projekt dieser Art geeignet. Und Alexander griff sofort zu. Zumal er das Jeverland und Ostfriesland gut kennt, denn er stammt aus Sillenstede.

2500 Arbeitsstunden investiert

Die originalen Kirchenbücher befinden sich gut gehütet in einem Safe. Aber Kopien lagen ihm in Form von den eingescannten Buchseiten auf einer CD vor. Los ging es mit dem ältesten noch erhaltenen Kirchenbuch, das aus dem Jahr 1658 stammt. 2500 Arbeitsstunden später war der letzte Band, der Jahrgang 1920, in der Datenbank der Oldenburger Familienforscher gespeichert. „Die Jahre nach 1920 unterliegen dem Datenschutz“, merkte der 53-Jährige an.

 „Ich habe jeden Eintrag gelesen“, erzählte er. „Aus 3000 Taufen, 3000 Beerdigungen und 1000 Trauungen im Kirchenbuch wurden in der Datenbank mehr als 8600 Einzelpersonen und 3000 Familien.“ Nun lassen sich die Kirchenbücher gar nicht so einfach lesen. Die Ereignisse sind von Hand eingetragen, in alter Schrift und unter Verwendung verschiedenster Abkürzungen. „Das korrekte Lesen war eine Herausforderung“, so der Familienforscher, aber auch das Zusammenziehen der Einzeleinträge wie Geburt, Taufe und Trauungen oder der Namenswechsel der Frauen nach einer Eheschließung.

Deichbau vergrößert Kirchspiel

Die intensive Beschäftigung mit den Kirchenbüchern hat Dieter Alexander aber auch viel gegeben. „Ich habe das Gefühl, den Menschen, die dort früher gelebt haben, sehr nahe gekommen zu sein“, resümierte er. „Die Lebenssituation des Einzelnen paust sich durch. Viele Kinder sind nie erwachsen geworden, Eltern sind früh gestorben, einige wiederum sehr alt geworden, manche sind verunglückt, es gab Epidemien. Viele sind zugezogen und viele weggezogen. Die einen hatten viel, die anderen hatten sehr wenig“.

So stieß der Oldenburger in den ältesten Niederschriften auch auf Vermerke über die Kirchenbänke der St. Jooster Kirche, die noch aus dem 17. Jahrhundert stammen. Oder dass sich das Kirchspiel Mitte des 16. Jahrhunderts durch die Eindeichung um das Dreifache vergrößert hatte und aus den drei bis vier Vollerben (Hoferben) 16 geworden waren. In der Weihnachtsflut von 1717 ertranken 71 Menschen, etwa ein Viertel der Bevölkerung. Und was der gebürtige Jeverländer noch entdeckte, waren die Daten von Verwandten.

Die Digitalisierung der St. Jooster Kirchenbücher sei der Auftakt gewesen, „es lässt mich nicht los“, gestand Dieter Alexander. Er werde die weitere Pflege der Daten übernehmen, denn es gebe noch „viele lose Enden, zum Beispiel bei den Lebensdaten“. Und weil ihn die alten Kirchenbücher nicht loslassen, hat sich der Hobby-Familienforscher bereits einem nächsten Projekt zugewandt, und das werde ein Nachbarkirchspiel sein, kündigte er an.   Dörte Salverius

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